Rohrsen, Stalag XC Lazarett

  • Objektart: Kriegsgefangenenlager
  • Bezeichnung: Stalag XC - Lazarett Rohrsen
  • Örtliche Lage: Rohrsen, SG Heemsen, LK Nienburg/Weser, NI
  • Nutzung: Wehrmacht
  • Zeitraum: 1940 - 1945
  • Unterstellung: Stalag XC, Nienburg
  • Heutiger Zustand: Auf dem ehemaligen Gelände befindet sich eine Siedlung
  • Exkursion/Recherche: 12.03.2013

Lage

Kartenauszug Google-Maps

Heemsen - skizze_gedenkstaetteIn dem Stalag XC, Lazarett Rohrsen wurden fast ausschließlich sowjetische Kriegsgefangene aus den Lagern des Wehrkreises X (Nördliches Niedersachsen und Schleswig-Holstein) eingeliefert, die dort wegen Unterernährung und Krankheit (Ödeme, Tuber-kulose, Ruhr u.a.) ausgesondert und als Todkranke ins „Sterbelager Heemsen" gebracht wurden.

Von 1941 bis 1945 befand sich an der Bundesstraße 209 zwischen Rohrsen und Heemsen (heute Bereich Tannenweg und Fliederweg) ein Lager für russische Kriegsgefangene.

Es führte die Bezeichnung „Stalag XC – Lazarett Zweigstelle Rohrsen" und war dem Stammlager XC in Nienburg zugeordnet. Es bestand aus 26 Holzbaracken und war für 500 Menschen ausgelegt.

Zahllose Gefangenen starben bereits auf dem Transport, überstanden den einen Kilometer langen Fußmarsch vom Bahnhof Rohrsen bis zum Lager nicht oder starben kurz nach dem Eintreffen.

640Heemsen-Stalag

Kartenauschnitt aus TK 3321 Ausgabe 1936-45) - German Maps

Die meisten Lagerinsassen gingen qualvoll an Unterernährung und fehlender ärztlicher Versorgung zu Grunde. Sie wurden auf einen Karren geladen und in Massengräbern in der Nähe der Heemser Mühle verscharrt. 746 Kriegsgefangene haben dort ihre letzte Ruhestätte gefunden. Am nordwestlichen Ortsrand von Heemsen – unweit der alten Mühle – liegt der „Russenfriedhof", ein Gräberfeld, auf dem im Zweiten Weltkrieg 746 sowjetische Kriegsgefangene ihre letzte Ruhe fanden.

Heemsen Friedhof Hee 2

Ruhestätte für 746 sowjetische Kriegsgefangene: Der „Russenfriedhof"

Nur wenige Gefangene waren kräftig genug, um bei Bauern in der Nähe arbeiten und damit dem Hungertod zu entkommen.

Heemsen - baracke

In den Baracken des Sterbelagers fanden nach Kriegsende zahlreiche Flüchtlinge aus Schlesien ihre erste Zuflucht. Anfang der 50er Jahre bauten sie dort ihre Häuser und wurden heimisch. Bis etwa Ende der 1960-er Jahre standen noch einige der Holzbaracken. Das Steinhaus, in dem sich die Lagerverwaltung befand ist heute noch erhalten, beherbergte eine Handwebereis und ist heute als Wohnhaus umgebaut.

Eine ähnliche Entwicklung nahm auch der „Russenfriedhof". Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die Gemeinde Heemsen legten 1950 auf dem Gelände des Massengrabes eine Gedenkstätte an. Mit Beginn der Partnerschaften von Stadt, Landkreis und Kirchenkreis Nienburg mit der Stadt, der russisch-orthodoxen Kirche und der jüdischen Gemeinde von Witebsk im Jahre 1989 wurde der „Russenfriedhof" zu einem Ort der Begegnung und Versöhnung.

Die Gedenkstätte Heemsen ist von Nienburg oder Verden über die B 215 bis Rohrsen und dann über die B 209 bis Heemsen zu erreichen. An der Kirche in Heemsen links abbiegen in die Schulstraße und nach ca. 600 Metern in den Ginsterweg oder den Mühlenweg einbiegen

Quellenangaben

  • Samtgemeinde Heemsen - Gedenkstätte Heemsen
  • Dieter Lichtblau, Hans-Jürgen Sonnenberg
  • Bildmaterial - Sammlung G. Kulawenski
  • Bundesarchiv B 145 Bild-P000104, Niederseelbach-Taunus, Barackenunterkunft
  • TK 3321 Ausgabe 1936-45) - German Maps