Winzlar, Monnekehusen

  • Objektart: Wüstung
  • Bezeichnung: Monnekehusen
  • Örtliche Lage: Winzlar, LK Nienburg (Weser)
  • Geographisch: N52, 27.135, E009, 13809
  • Zeitraum: 1163 - 1335, Kirche  bis ca. 1555
  • Unterstellung: Dorf / Burg des Adelsgeschlechts Münchhausen
  • Heutiger Zustand: Gedenkstein
  • Exkursion/Recherche: 25.05.2013

Lage

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efca6a982e5d43cc0e1dddc859587e27-300x254Auf dem Haarberg zwischen Rehburg und Winzlar lagen einst die Burg und das Dorf Münchhausen, Stammsitz des Adels-geschlechts Münchhausen, die bald nach 1335 wüst wurden. Die Kirche der Burgherren blieb jedoch noch eine längere Zeit bestehen. Etwa 1555 war die Kirche dann auch in Verfall geraten. An diese Wüstung erinnert der Vermerk “Alte Kirche” in einschlägigen Flurkarten sowie ein Gedenkstein vor Ort.

Das Geschlecht erscheint erstmals urkundlich 1183 mit dominus Rembertus, pater Gyselheri de Monechusen, mit dem auch die Stammreihe beginnt. Der namensgebende Stammsitz lag als Dorf und Burg auf dem Haarberg zwischen den heutigen Orten Rehburg und Winzlar, nahe dem Westufer des Steinhuder Meers.

Nach der Urkunde von 1183 hat offenbar Giselher, Sohn des Rembert, als erster seinen Wohnsitz in Monechusen genommen und sich nach diesem Ort benannt. 1163 war das nahe gelegene Zisterzienserkloster Loccum vom Grafen Wilbrand I. von Loccum-Hallermund gegründet worden. Es erscheint daher möglich, dass etwa gleichzeitig ein (festes) Haus, also eine Burg mit entsprechender Wachmannschaft, zum Schutz der Mönche eingerichtet wurde und dass entweder der Klosterstifter oder der Bischof von Minden den genannten Giselher dort als Ministerialen eingesetzt hat. Treuer vermutet in seiner Geschlechtshistorie von 1740 jedoch, dass der Ort bereits von einem älteren Mönchshof seinen Namen herleite, den ein Mindener Kloster schon zuvor gegründet und mit Mönchen besetzt habe. Dass auch in späteren Generationen keine Lehnserneuerungen für den Stammsitz nachgewiesen sind, spricht dafür, dass es sich von Anfang an um Allodialbesitz handelte.

Schon Treuer weist einen Zusammenhang mit einem im Stift Corvey bereits 889 erwähnten Ort und Geschlecht von Münchhausen als spekulativ zurück. Lenthe/Mahrenholtz halten jedoch eine Abstammungsgemeinschaft mit den edelfreien Herren von Slon, von Vornholte und von Hademstorf aus der südlichen Lüneburger Heide für sehr wahrscheinlich, da in diesen (später erloschenen) Familien die drei Leitnamen Rembert, Justatius und Giselher seit 1127 urkundlich bezeugt sind, die exakt den Namen der ersten fünf Generationen der Münchhausens entsprechen. Sowohl Rembert II., Sohn des ersterwähnten Giselher, als auch dessen Söhne Giselher II. und Justacius I. (die beiden Begründer der weißen und schwarzen Linien) waren um 1260–1297 Burgmänner und Vögte auf der nahe dem Stammsitz gelegenen herzoglichen Wasserburg Sachsenhagen.

Die "Villa Monickhusen" wird 1335 zum letzten Mal als bewohnte Siedlung erwähnt; entweder durch kriegerische Zerstörungen oder eine Flut oder die Pest von 1348/1349 wurde sie bald darauf wüst. Die Eigenkirche der Burgherren blieb jedoch noch eine Weile bestehen, da 1386 Heiniko von Münchhausen ihr einige Grundstücke aus dem Gutsland seines Honhove (hohen Hofs) daselbst zu ihrem Unterhalt schenkte. 1555 war die Kirche in Verfall geraten, als Clamor von Münchhausen dieselben Ländereien nunmehr dem ersten evangelischen Pfarrer von Rehburg zuwies. Ferner errichtete Clamor 1545 - angeblich unter Verwendung von Steinen der Burg- und Kirchenruinen Münchhausen - auf den zugehörigen Ländereien eine Wasserburg in Brokeloh, wo er sich an schwer zugänglicher Stelle im Moor vor den Gefahren eines Kriegszugs sicher fühlte. Sein Sohn Erich-Hans vollendete das Gebäude um 1600, geriet jedoch schon zwei Jahre später in Konkurs und musste den Besitz verkaufen, ebenso wie den seit 1269 nachgewiesenen Lehnsbesitz in Nordsehl und Lüdersfeld bei Stadthagen.

Zu den drei ursprünglichen Leitnamen des 12. Jahrhunderts, Rembert, Giselher und Justatius (Statius), traten im 13. Jhd. die Vornamen Johann(es), Heyno (Heineko, Heynecke) und Cord (Conrad) hinzu (letzterer durch die eingeheiratete Tochter eines Cord v. Broke); seit dem 14. Jhd. Ludolf und Gerlach sowie ab dem 15. Jhd. Liborius (Börries) (durch die Tochter eines Borries v. Widen) sowie Ernst (durch die Schwester eines Ernst v. dem Bussche) und Clamor (durch die Tochter eines Clamor v. Reden). Der Name Hilmar tritt erstmals mit dem bekannten Obristen Hilmar (*1512) auf, der nach seinem mütterlichen Großvater Hilmar v. Oberg benannt war. Der Name Friedemann stammt aus der Familie von Selmnitz. Diese Vornamen sind bis heute in der Familie gebräuchlich.

Bereits Mitte des 13. Jahrhunderts hatte sich das Geschlecht geteilt in eine schwarze Linie, die später u.a. zu Rinteln, Schwöbber, Leitzkau, Bevern, Wendlinghausen, Herrengosserstedt, Steinburg, Straußfurt, Niederschwedeldorf und Windischleuba sowie bis heute auf Apelern, dem Freihof in Stolzenau, dem Gut Bettensen bei Ronnenberg sowie Gut Rosenkrantz bei Neumünster ansässig ist und eine weiße Linie, die u. a. in Moringen, Remeringhausen und Hessisch-Oldendorf beheimatet war und bis heute auf Schloss Schwedesdorf in Lauenau sowie dem Rittergut Groß Vahlberg ansässig ist. Die Vertreter der erstgenannten bekleideten 1433–1618 das Amt des Erbmarschalls des Fürstentums Minden. Nach dem Erwerb der Herrschaft Leitzkau zu freiem Eigentum durch Hilmar von Münchhausen 1564 führten seine Nachkommen verschiedentlich den Freiherrentitel, ohne dass es zu einer förmlichen Erhebung in den Reichsfreiherrenstand kam. Den meisten Linien des Hauses wurde im 19. Jahrhundert der Freiherrenstand durch Reskripte des königlich-preußischen Heroldsamtes (von 1861, 1888 und 1898) bestätigt. Eine Münchhausen’sche Familiengruft befindet sich im Kloster Kemnade, in der auch das Grab des Hieronymus Carl Friedrich (1720–1797) liegt.