Nienburg, Stalag XC / Oflag XB

  • Objektname: Kriegsgefangenenlager Oflag X B / Stalag X C
  • Ortslage/LK: Nienburg (Weser), Niedersachsen
  • Koordinaten: N 52.63526, E 9.2278
  • Nutzung:        1940 - 1945, 1945 - 1967, 1967 - heute
          • Unterbringung von ca. 1.500 - 2000 Offiziere
          • Unterbringung von ca. 1000 Mannschaften
          • Verwaltung von 40.000 - 50.000 Kriegsgefangenen (Fremdarbeiter)
          • Unterbringung von Flüchtlingen
          • Nutzung durch die britische Besatzungsarmee
          • Nutzung durch die Standortverwaltung Nienburg
  • Ausrüstung:   ca. 10 Unterkunftsgebäude (Oflag)
          • ca. 20 Unterkunftsgebäude (Stalag)
          • diverse Verwaltungsgebäude
  • Ist-Zustand:  Die Gebäude des Stalag wurden in den 1950-er Jahren abgerissen.
          • Die Gebäude des Oflag X B sind zum größten Teil erhalten.
          • Nutzer sind die Bundeswehr und das Technische Hilfswerk
  • Recherchen:  2013
  • Fundstellen:  Gefangen hinter Stacheldraht, Hans-Jürgen-Sonnenberg

Lage

Kartenauszug Google-Maps

Stalag Nienburg - GedenktafelIm Jahre 1936 wurde in Nienburg die Mudra-Kaserne fertiggestellt, die zum Heimatstandort des Pionierbataillons 22 wurde. Diese Pioniereinheit verlegte 1940 an die Front, worauf sämtliche Gebäude überwiegend leer standen. Bereits  nach Abzug der Soldaten wurden etwa 1000 Offiziere der polnischen Armee, die in deutscher Kriegsgefangenschaft geraten sind, in der Mudra-Kaserne untergebracht. Zeitgleich wurde damit begonnen, auf einer riesigen Freifläche östlich der Mudra-Kaserne Gebäude und Baracken zu errichten. Diese neu entstandenen Lager erhielten die Bezeichnung Stalag XC und Oflag XB.

Auch über dieses traurige Kapitel der Stadt Nienburg (Weser) gibt es bereits unter Wir wussten nichts davon sowie Relikte.com ausführliche Informationen.

1280 - Stalag-crop

Ein Kartenausschnitt der TK 3321 (Ausgabe 1945/46) von German Maps zeigt einen Umgebungsplan mit den  Gebäuden von der Kaserne und dem Kriegsgefangenenlager.

Die heutige Ziegelkampstraße entede damals mit der  Einmündung der heutigen Biele-felder Straße, wo sich das Haupttor zum Oflag befand. In dem Offizierslager waren bis Kriegsende im Durchschnitt 1.500 - 2.000 - überwiegend französische Offiziere -  unter-gebracht. Die Geschichtsschreibung berichtet über einen Fluchtversuch im Jahre 1941.

aka1-cropKartenausschnitt TOP 50 - Ausgabe 31.12.2009 - LGLNLGN 31.12.2009

Links zweigte die heutige Danziger Straße ab, an dessen Ende sich das Haupttor zum Stalag befand. In diesem Lager waren ca. 500 bis 1.000 Menschen unterschiedlicher Nationen untergebracht.

Muna-Langendamm-Rampe-crop

Noch vorhandene Rampe an der Bahnstrecke Wunstorf - Bremerhaven

Das Stalag XC war für ca. 40.000 bis 50.000 Kriegsgefangene zuständig, die im gesamten Niedersächsischen Raum  als Zwangs- oder Fremdarbeiter in der Landwirtschaft, im Gewerbe und in der Rüstungsindustrie eingesetzt wurden.

BarakkeDas Stalag XC bestand aus Holzbaracken und standen im nördlichen Bereich hinter den Steingebäuden. Die Zufahrt erfolgte über die Danziger Straße, an deren Ende sich das Eingangstor befand.

Zeitungsausschnitt - Flüchtlinge in den Baracken

Blickpunkt vom 19.04.2014

In den 1950-er Jahren wurden die Holzbaracken abgerissen und das Gelände der Britischen Armee zugeordnet, die auch die Anlagen der Mudra-Kaserne bis zu ihrem endgültigen Abzug aus Nienburg übernahm. Auf diesem Gelände befindet sich heute der Personalparkplatz des Krankenhauses Nienburg.Weitere Informationen mit genauem Lageplan siehe auch bei Wir wussten nichts davon.

Stalag Nienburg 2

In den jeweils dahinter liegenden Freiflächen entstanden zahlreiche Gebäude. In den Unterkunftsbaracken waren einzelne Stuben eingerichtet, die mit jeweils 8-12 Mann belegt wurden. Die Gebäude auf der nördlichen Seite der Ziegelkampstraße sind in massiver Bauweise errichtet worden und bis heute erhalten geblieben.

Stalag Nienburg 1

In diesem Lagerbereich befanden sich im südlichen Teil auch Küche und Kantine. Am Westrand des Südteiles wurde das Vorlager eingerichtet. Darin standen die zwei massiven Bauten des Krankenreviers. Auch ein Duschhaus zur Entlausung sowie der Arrestbau befanden sich in diesem Bereich. Davor standen die Verwaltungsgebäude sowie die Unterkünfte des Wachpersonals. Diese Gebäude wurden bis etwa 1990 durch die Bundeswehr als Standortverwaltung genutzt und schon vor einigen Jahren abgerissen.

640Mudra-Kaserne-Luftbild

1945 wurde das Kriegsgefangenenlager zum größten Teil evakuiert, wobei viele Menschen per Fußmarsch zum Lager nach Wietzendorf zogen.  Am 09. April 1945 wurde Nienburg durch Verbände der Britische Armee erreicht und die dort verbliebenen Kriegs-gefangenen konnten in ihre Heimatländer zurückkehren.

Stalag Nienburg 3Fast alle Gebäude wurden nach dem Krieg zunächst als Flüchtlingslager genutzt. Die übrigen Gebäude südlich und südwestlich der Mudra-Kaserne wurden bis Anfang der 1960-er Jahre für Handel und Gewerbe genutzt. Die Bundeswehr übernahm etwa 10 Gebäude östlich der Mudra-Kaserne, die bis heute erhalten geblieben sind (Fotos oben).

Stalag Nienburg 4An der östlichen Toreinfahrt zum heutigen Gelände der Bundeswehr erinnert eine Gedenktafel, die von ehemaligen französischen Kriegsgefangenen gestiftet wurde, an das Kriegsgefangenenlager Oflag XB (Inschrift siehe oben).

Quellenangaben

  • Überlieferungen von Zeitzeugen
  • Bildmaterial - Sammlung G. Kulawenski
  • Bundesarchiv B 145 Bild-P000104, Niederseelbach-Taunus, Barackenunterkunft
  • TK 3321 Ausgabe 1936-45) - German Maps
  • TOP50 - 31.12.2009 - LGLN.