Aalen, Flugwache

  • Objektname: Flugwache Aalen
  • Bezeichnung: Ulm 2 - Ulm
  • Ort/Landkr.: Aalen, Schillerhöhe, Ostalbkreis, BW
  • Geographie:   N 48.81555, E 10.08756
  • Nutzungen:    1929 – 1945
          • Luftwaffe, Luftnachrichtenkompanie 12/7, Ulm
          • Fluko Ulm
  • Ausrüstung:
          • Beobachtungsturm
          • Unterkunftsgebäude
  • Ist-Zustand:  unbekannt
  • Recherchen:  2013
  • Fundstellen: Hoffmann, Band 1, Seite 139, (Übersichtskarte)

Lage

Kartenauszug OSM

Zeitungsschnipsel

Das Dienstzimmer des dritten Zuges der Ulmer Luftnachrichtenkompanie 12/7 lag im obersten Stock der Frauenarbeitsschule in Aalen. Zum dritten Zug gehörten die Flugwachen Aalen, Hüttlingen, Königsbronn, Heubach auf dem Rosenstein und die Wache auf dem Rechberg. Der Zugführer war ein 50-jähriger Oberfeldwebel aus Ulm, im Zivilberuf Lehrer, ein sehr korrekter Mann. Von der neuen weiblichen Besatzung seiner wichtigsten Flugwache Ulm 2 auf der Schillerhöhe in Aalen war er nicht begeistert. Es kam ihn schwer an, statt des bisherigen etwa gleichaltrigen Truppführers, einem Aalener Schreinermeister im Rang eines Feldwebels, nun eine 19-jährige Oberschülerin ("militärischer Rang" Luftnachrichtenhelferin) als Leiterin der Flugwache anzuerkennen.

Für mich, die ich diese Position ausfüllen musste, war es ungewöhnlich, nach dreimonatiger Ausbildung im Flugzeugerkennungsdienst und sechs Tagen Schulung für die Aufgaben eines Flugwach-Truppführers nun die Leitung der wichtigen Dienststelle auf der Schillerhöhe und die Sorge um 14 gleichaltrige Luftnachrichtenhelferinnen auf der Flugwache und im Wohnheim Rombacher Straße 22 zu übernehmen. Für den Flugzeugerkennungsdienst waren wir alle gut ausgebildet, das Leben in der für uns gemieteten Unterkunft im ehemaligen Gasthaus "Stadtpark" mussten wir erst lernen.

Zum Dienst auf der Flugwache trugen wir Uniformen, die eigens für diese Aufgabe entworfen und auch sehr geeignet waren. Bei den Aalenern wurden wir darin nicht freundlich angesehen: Mädchen in Hosen (damals unvorstellbar), mit einer Feldmütze, wie sie in der ganzen Armee nur Gebirgsjäger trugen, Krawatte über dem Blusenkragen einer engen Uniformjacke - und das alles aus graublauem Luftwaffen-Uniformstoff. Die vorübergehenden Schulbuben spuckten uns an, warfen nachts Steine durch die zersplitternden Fenster des Wohnheims und schrieen: "Ihr Blitzweiber! Schämt euch. Haut ab! Geht zu euren Offizieren. Das ist doch alles, was ihr wollt." Und manche Hausfrauen lachten spöttisch über uns, die wir Tag und Nacht nur Aalens Bewachung im Sinn hatten.

24 Stunden Wachdienst

Trotz Hohn und Spott lebten wir uns gut in Aalen ein, wenn wir auch wenig Zeit hatten, uns in der schönen alten Stadt umzuschauen. Der Wachdienst begann für jeweils vier Mädchen um 14 Uhr und dauerte 24 Stunden bis zum nächsten Tag, gleiche Zeit. Alles Leben aber beherrschte der Krieg, der jeden Tag böser, lauter und bedrückender wurde. Fast jede Nacht flogen viermotorige englische Bombenflugzeuge über uns hinweg.

Der Herbst kam, die Nächte wurden kalt und lang. Am 13. Oktober hatte ich Wachdienst. Gegen 22 Uhr ratterte der Feldfernsprecher: Ein Offizier des Flugwachkommandos Ulm sagte erregt: "Geheime Kommandosache! Erhöhte Aufmerksamkeit im Aalener Bahnhofsgelände. Wichtiges Objekt ist zu bewachen. Jede ungewöhnliche Bewegung beobachten und sofort melden. Strengste Geheimhaltung!" Ich nahm mein nachtscharfes Fernglas und suchte das Bahnhofsgelände ab. Der Braunenberg stand schwarz über dem Tal. Das Gleisgewirr des darunter liegenden Bahnhofs glänzte, Stimmen tönten herauf, man hörte sie laut, konnte sie fast verstehen, da die Stadt völlig still und abgedunkelt im Tale lag. Kein Auto fuhr. Befehle klangen herauf, Züge pfiffen. Laternenlicht schwankte über die dunklen Gleise. Was das wohl sein mag? Eine "Geheime Kommandosache" in Aalen. Allmählich wurde es still, auch am Bahnhof gingen die Lichter aus.